Aus der Festschrift: 100 Jahre Obst- und Gartenbauverein Offenthal
Am 27. November 2006 feierte der Obst- und Gartenbauverein Offenthal sein 100-jähriges Bestehen. Dieses seltene Jubiläum bot den Anlass, einen Blick in die bewegte Vereins-Geschichte zu werfen, zumal die Vereins-Arbeit durch 2 Weltkriege zeitweise unterbrochen worden war. Dass sich der Verein trotz dieser Rückschläge immer wieder erholt hat, zeigt eindrucksvoll, dass seine Mitglieder stets fest und treu zu ihrem Verein standen, der es dadurch geschafft hat, ein fester Bestandteil im Offenthaler Vereinsleben zu werden.
Obst- und Gartenbau im Wandel der Zeit
Am 27. November 1906 hatten sich 16 Offenthaler Bürger zusammengefunden, um einen Verein zu gründen. Der Vereins-Zweck ist in Artikel 1
der Satzung festgehalten:
Der Obst- und Gartenbauverein Offenthal bezweckt die Hebung des Obst- und Gartenbaus in der Gemarkung Offenthal durch Anpflanzung und rationelle Pflege von guten Obstbäumen sowie vorteilhafte Verwertung des Obstes. Zur Erreichung dieses Zweckes soll die gemeinschaftliche Beschaffung und Pflanzung von Obstbäumen sowie die Verwertungsgemeinsamkeit der Erzeugnisse angestrebt werden.
Interessanterweise steht die Satzung mit ihren 12 Statuten im Protokollbuch noch vor dem Eintrag über die Gründungs-Versammlung. Da sie außerdem recht profesionell abgefasst ist, darf angenommen werden, dass sie abgeschrieben wurde. Durch Schriftvergleich kommt dafür Joh. Georg Jung III. in Frage, der schon seit etwa dem Jahr 1900 den Titel eines Kreisobstbautechnikers führte. Im „Langener Wochenblatt“ vom 14. 10. 1901 wird aus Offenthal berichtet:
Herr Kreisobstbautechniker Jung von hier hat auf der in den Tagen 14. – 25. Septbr. zu Mainz stattgefundenen Obst- und Gartenbau-Ausstellung für ausgestelltes Obstsortiment einen ersten Preis erhalten.
Es liegt sozusagen auf der Hand, dass er seit langem die Gründung des Vereins vorangetrieben hatte und mit anderen einschlägigen Vereinen nicht nur rege Kontakte pflegte, sondern auch deren Satzungen gut kannte und sie als Vorlage benutzen durfte.
Als Gründer des Vereins sind eingetragen:
der Satzung festgehalten:
Der Obst- und Gartenbauverein Offenthal bezweckt die Hebung des Obst- und Gartenbaus in der Gemarkung Offenthal durch Anpflanzung und rationelle Pflege von guten Obstbäumen sowie vorteilhafte Verwertung des Obstes. Zur Erreichung dieses Zweckes soll die gemeinschaftliche Beschaffung und Pflanzung von Obstbäumen sowie die Verwertungsgemeinsamkeit der Erzeugnisse angestrebt werden.
Interessanterweise steht die Satzung mit ihren 12 Statuten im Protokollbuch noch vor dem Eintrag über die Gründungs-Versammlung. Da sie außerdem recht profesionell abgefasst ist, darf angenommen werden, dass sie abgeschrieben wurde. Durch Schriftvergleich kommt dafür Joh. Georg Jung III. in Frage, der schon seit etwa dem Jahr 1900 den Titel eines Kreisobstbautechnikers führte. Im „Langener Wochenblatt“ vom 14. 10. 1901 wird aus Offenthal berichtet:
Herr Kreisobstbautechniker Jung von hier hat auf der in den Tagen 14. – 25. Septbr. zu Mainz stattgefundenen Obst- und Gartenbau-Ausstellung für ausgestelltes Obstsortiment einen ersten Preis erhalten.
Es liegt sozusagen auf der Hand, dass er seit langem die Gründung des Vereins vorangetrieben hatte und mit anderen einschlägigen Vereinen nicht nur rege Kontakte pflegte, sondern auch deren Satzungen gut kannte und sie als Vorlage benutzen durfte.
Als Gründer des Vereins sind eingetragen:
01. Wilhelm Seibert IV. | 09. Peter Haller |
02. Georg Jung | 10. Friedrich Ernst Seibert |
03. Joh. Georg Jung III. | 11. Georg Jost |
04. Joh. Georg Zimmer V. | 12. Georg Jost IV. |
05. Heinrich Jost | 13.Georg Jost III. |
06. Heinrich Zimmer | 14. Philipp Sommerlad I. |
07. Johannes Haller II. | 15. Heinrich Stapp |
08. Heinrich Haller IV. | 16. Georg Jost |
Die gesamte Vereins-Geschichte lässt sich in mehrere Abschnitte unterteilen; diese sind gekennzeichnet durch die jeweiligen Vorsitzenden, die die Arbeiten des Vereins auf Jahre hinaus geprägt haben.
Der erste gewählte Vorsitzende war Wilhelm Seibert IV., der dieses Amt bis 1925 innehatte. Die Aufgaben, die zu bewältigen waren bzw. die Probleme, die es zu lösen galt, waren relativ einfacher Art, wie sie in einem kleinen Dorf allgegenwärtig waren. Es ist deshalb auch gar nicht verwunderlich, dass das Wort „Garten“ in den Versammlungs-Protokollen bis in die 1920er Jahre überhaupt nicht vorkommt! Dazu ist allerdings zu bedenken, dass damals jeder Haushalt seinen Garten oder ein sog. „Grabland“ besaß, in welchem die Hausfrau Salate, Gemüse, Rüben, Tomaten und Blumen anpflanzte, d. h. der Garten – genauer gesagt die Garten-Arbeit – blieb ausschließlich den Frauen vorbehalten. Die Männer dagegen befassten sich ausnahmslos mit den Obstbäumen und der Verwertung des Obstes.
Aber auch mit den Bäumen an den Straßen gab es offenbar Probleme, denn noch im Gründungs-Jahr, im Dezember 1906, beschloss die Versammlung, eine Eingabe an das Großhessische Kreisamt zu machen betreffs Entfernung der Akazien an der Straße von Offenthal nach Langen. Das Gesuch wurde im Februar 1907 wiederholt und im April 1907 auch an den Bürgermeister gerichtet. Die Anträge waren aber erfolglos, da die Akazien noch nach dem 2. Weltkrieg zu sehen waren.
Andere Vorschläge aus der Versammlung wurden dagegen realisiert: Obstbäume wurden bei einer Firma in Nieder-Walluff (am Rhein) bestellt, eine Obst-Dörre wurde angeschafft, ein Ausflug (nur Männer) nach Mannheim beschlossen.
Im Jahre 1908 wurde ein zweiter Feld-Schütz gefordert und eine Obst-Ausstellung abgehalten. Außerdem wurde beschlossen, 100 Ztnr. Tafel-Obst beim Deutschen Pomologen-Verein zum Verkauf anzumelden sowie eine Eingabe an den Gemeinde-Rat beschlossen betr. Bewilligung einer Summe für die Ehren-Feldschützen.
1909 wurde jedem Ehren-Feldschützen eine Reise-Vergütung von zwei Mark bewilligt, die Verteilung von Obstbäumen aber bis zum Herbst verschoben. Im Juni wurde beschlossen, Preise einzuholen betr. der Mühlen mit Steinwalzen und der Pressen. Auch eine Schwefelverstaube soll bei der landwirtschaftlichen Genossenschaft in Darmstadt bestellt werden. Im Juli wurde eine Obstpresse zu 81 Mark bei der Firma Maas in Geisenheim bestellt sowie eine Samen-Mühle bei der Landwirtschaftlichen Genossenschaft angekauft.
Im Januar 1910 wurde der Jahres-Mitglieds-Beitrag auf 2 Mark erhöht, der Ausflug auf den Herbst verlegt und die Samen-Bestellung bis zur nächsten Versammlung zurückgestellt, jedoch sollten Offerten über Drahtgeflechte eingeholt werden.
Im Februar 1913 wird erstmals erwähnt, dass eine Prüfung der Jahres-Rechnung für 1912 durch zwei Revisoren durchgeführt und nicht beanstandet wurde, worauf dem Vorstand und dem Rechner Entlastung erteilt wurde. Dann aber wird der Ton ungewohnt rauh:
Auf Antrag der Generalversammlung soll der seitherige Schriftführer G. Jung II. durch den Vorsitzenden aufgefordert werden, die bei ihm noch vorhandenen Vereins-Utensilien abzuliefern, indem er sich durch den Vereinsdiener nach Aussage des Vorsitzenden aus dem Verein abgemeldet hat. Ferner sollen sämtliche Mitglieder durch den Vereinsdiener aufgefordert werden, sämtliche Geräte an den Vorsitzenden abzuliefern, worüber Letzterer ein Inventar aufstellen würde. Wegen Anschaffung einer Baumspritze sollen Erkundigungen eingezogen werden, wo wir dieselbe am besten kaufen. Der Vertrauensmann der Landwirtschafts-Kammer erklärte sich bereit, daß dem Verein ein Zuschuß gewährt wird.
Der erste gewählte Vorsitzende war Wilhelm Seibert IV., der dieses Amt bis 1925 innehatte. Die Aufgaben, die zu bewältigen waren bzw. die Probleme, die es zu lösen galt, waren relativ einfacher Art, wie sie in einem kleinen Dorf allgegenwärtig waren. Es ist deshalb auch gar nicht verwunderlich, dass das Wort „Garten“ in den Versammlungs-Protokollen bis in die 1920er Jahre überhaupt nicht vorkommt! Dazu ist allerdings zu bedenken, dass damals jeder Haushalt seinen Garten oder ein sog. „Grabland“ besaß, in welchem die Hausfrau Salate, Gemüse, Rüben, Tomaten und Blumen anpflanzte, d. h. der Garten – genauer gesagt die Garten-Arbeit – blieb ausschließlich den Frauen vorbehalten. Die Männer dagegen befassten sich ausnahmslos mit den Obstbäumen und der Verwertung des Obstes.
Aber auch mit den Bäumen an den Straßen gab es offenbar Probleme, denn noch im Gründungs-Jahr, im Dezember 1906, beschloss die Versammlung, eine Eingabe an das Großhessische Kreisamt zu machen betreffs Entfernung der Akazien an der Straße von Offenthal nach Langen. Das Gesuch wurde im Februar 1907 wiederholt und im April 1907 auch an den Bürgermeister gerichtet. Die Anträge waren aber erfolglos, da die Akazien noch nach dem 2. Weltkrieg zu sehen waren.
Andere Vorschläge aus der Versammlung wurden dagegen realisiert: Obstbäume wurden bei einer Firma in Nieder-Walluff (am Rhein) bestellt, eine Obst-Dörre wurde angeschafft, ein Ausflug (nur Männer) nach Mannheim beschlossen.
Im Jahre 1908 wurde ein zweiter Feld-Schütz gefordert und eine Obst-Ausstellung abgehalten. Außerdem wurde beschlossen, 100 Ztnr. Tafel-Obst beim Deutschen Pomologen-Verein zum Verkauf anzumelden sowie eine Eingabe an den Gemeinde-Rat beschlossen betr. Bewilligung einer Summe für die Ehren-Feldschützen.
1909 wurde jedem Ehren-Feldschützen eine Reise-Vergütung von zwei Mark bewilligt, die Verteilung von Obstbäumen aber bis zum Herbst verschoben. Im Juni wurde beschlossen, Preise einzuholen betr. der Mühlen mit Steinwalzen und der Pressen. Auch eine Schwefelverstaube soll bei der landwirtschaftlichen Genossenschaft in Darmstadt bestellt werden. Im Juli wurde eine Obstpresse zu 81 Mark bei der Firma Maas in Geisenheim bestellt sowie eine Samen-Mühle bei der Landwirtschaftlichen Genossenschaft angekauft.
Im Januar 1910 wurde der Jahres-Mitglieds-Beitrag auf 2 Mark erhöht, der Ausflug auf den Herbst verlegt und die Samen-Bestellung bis zur nächsten Versammlung zurückgestellt, jedoch sollten Offerten über Drahtgeflechte eingeholt werden.
Im Februar 1913 wird erstmals erwähnt, dass eine Prüfung der Jahres-Rechnung für 1912 durch zwei Revisoren durchgeführt und nicht beanstandet wurde, worauf dem Vorstand und dem Rechner Entlastung erteilt wurde. Dann aber wird der Ton ungewohnt rauh:
Auf Antrag der Generalversammlung soll der seitherige Schriftführer G. Jung II. durch den Vorsitzenden aufgefordert werden, die bei ihm noch vorhandenen Vereins-Utensilien abzuliefern, indem er sich durch den Vereinsdiener nach Aussage des Vorsitzenden aus dem Verein abgemeldet hat. Ferner sollen sämtliche Mitglieder durch den Vereinsdiener aufgefordert werden, sämtliche Geräte an den Vorsitzenden abzuliefern, worüber Letzterer ein Inventar aufstellen würde. Wegen Anschaffung einer Baumspritze sollen Erkundigungen eingezogen werden, wo wir dieselbe am besten kaufen. Der Vertrauensmann der Landwirtschafts-Kammer erklärte sich bereit, daß dem Verein ein Zuschuß gewährt wird.
In der Monats-Versammlung vom 5. Februar 1914 wurde bekanntgegeben, dass gegen die Wieder-Aufnahme des Georg Jung II. nichts einzuwenden ist, wenn sich derselbe wieder anmeldet. Außerdem soll für die Monats-Versammlungen in Zukunft immer ein Vortrag über irgendein Thema gehalten werden. Herr Lehrer Dörr erklärte sich bereit, in der nächsten Versammlung über die Blutlaus zu sprechen.
Die nächste Versammlung fand am 3. September 1916 statt. Es ist lediglich vermerkt, dass die Obst-Dörre dieses Jahr bei Friedrich Seibert aufgestellt wird. Außerdem soll ein Verzeichnis der Obstsorten angeschafft und den Mitgliedern ausgehändigt werden.
Im März 1918 wurde in der Jahresversammlung die Jahres-Rechnung von 1917 vorgelesen und nicht beanstandet. Der Kassen-Bestand wurde mit 102,95 Mark ausgewiesen; davon sollen 80 Mark bei der Spar- und Darlehenskasse eingelegt werden.
Im März 1919 wurde der seitherige Vorstand – wie in den meisten Jahren davor – „durch Akklamation“ wiedergewählt. Außerdem wurde bekanntgegeben, dass beim Vorsitzenden Wilhelm Seibert Edelreiser bestellt werden können, die von der Obst-Baumschule Friedberg bezogen werden. In der Versammlung vom Mai 1919 wurde mitgeteilt, dass in diesem Sommer eine Prämierung der Obstbaumstücke durch die Landwirtschaftskammer stattfindet. Interessenten sollen Angaben über Flur und Nummer beim Vorsitzenden oder Vertrauensmann (?) bis 12. Mai einreichen. Ferner soll Kreisobstbau-Inspektor Biesterfeld aufgefordert werden, einen Vortrag über Obstbaumpflege zu halten; außerdem sei die Kelter reparaturbedürftig.
In der Versammlung im September 1919 wurde bekanntgegeben, dass in der Frankfurter Festhalle eine Ausstellung abgehalten wird; Interessenten werden gebeten, sich die „Gartenanlagen“ anzusehen.
Hier wird zum ersten Mal die Bezeichnung „Garten“ verwendet, wenn man von zwei vorhergegangenen Samen-Bestellungen absieht, die offensichtlich an die Gärtner gerichtet waren!
Der Baumwart Georg Jung II. soll nochmals aufgefordert werden, die Baumspritze bis zum 1. Oktober abzuliefern. Die Obst-Dörre wurde Joh. Philipp Zimmer übergeben; über die Dörr-Kosten soll mit ihm verhandelt werden, wie hoch er dieselben zu rechnen gedenkt.
Die Versammlungen in den folgenden Jahren liefen im wesentlichen nach dem gleichen Muster ab. Den Vereinsdiener-Dienst übernahm Philipp Sommerlad II. mit einem Jahresgehalt von 25 Mark. –
Im Februar 1921 hielt Herr Lehrer (Ludwig) Lehr einen sehr interessanten Vortrag über Baum-Pflanzung, Baum-Veredelung und Baum-Schneiden. Die Versammlung erklärte sich mit den Ausführungen sehr einverstanden; auch würde man sich sehr freuen, wenn er einen praktischen Vortrag in derselben Weise ausführen würde. Für die nächste Versammlung würde Herr Lehrer (Philipp) Dörr einen Vortrag über Schädlings-Bekämpfung halten.
Im Januar 1922 meldete sich das Finanzamt Langen, Abt. Umsatzsteuer, mit einem Schreiben an die Bürgermeisterei, „möglichst alle Vorgänge zu erfassen, um sie zur Umsatzsteuer heranzuziehen“. Neben Sport-, Gesang-, Musik- und sonstigen Vereinen wurde auch nach Rindvieh- und Pferdebesitzern, Geflügel- und Hundezüchtern, Bienen-, Spargelfeld- und Baumstückebesitzern gefragt.
Im Antwort-Schreiben vom 25. März 1922 hat der Bürgermeister alle Fragen nach bestem Gewissen beantwortet; der Obst- und Gartenbauverein indessen ist nicht aufgeführt Aber im Nachsatz ist erklärt:
Baumstücksbesitzer sind fast die ganzen Einwohner mit wenigen Ausnahmen und haben auch fast alle Obst verkauft, sodaß genaue Feststellungen hierüber nicht zu machen sind.
Das Fehlen beim Aufzählen hat einen einfachen Grund: Der Verein (OGV) war und ist kein eingetragener Verein.
Eine lebhafte Versammlung war die vom 10. Februar 1925. Dabei ging es ums Rechnungs-Jahr 1924, um den Bezug der Vereins-Zeitschrift, sowie um die Erhebung rückständiger Mitglieds-Beiträge und schließlich um die Vorstands-Wahl. Eine lebhafte Aussprache entspann sich um die Kelter. Schließlich einigte man sich, die bisherige Kelter mit einem neuen Druckwerk zu versehen, so dass sie beibehalten werden kann.
Zum großen Bedauern legte Herr Wilhelm Seibert IV. sein Amt nieder. Als neuer Vorsitzender wurde Herr Lehrer Lehr gewählt. Herr Seibert teilte noch mit, dass in nächster Zeit Herr Kreis-Obstbau-Inspektor Biesterfeld einen Vortrag mit Lichtbildern halten wird.
Mit dem Ausscheiden von Wilhelm Seibert IV. war der erste Abschnitt des Obst- und Gartenbauvereins zu Ende gegangen. Er hatte dem Verein auch in schweren Zeiten (Weltkrieg 1914-1918 und Inflation 1923) stets mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Aber die Zeit und die Menschen hatten sich verändert; mit der Wahl des Lehrers Ludwig Lehr hatte der zweite Abschnitt begonnen.
Die nächste Versammlung fand am 3. September 1916 statt. Es ist lediglich vermerkt, dass die Obst-Dörre dieses Jahr bei Friedrich Seibert aufgestellt wird. Außerdem soll ein Verzeichnis der Obstsorten angeschafft und den Mitgliedern ausgehändigt werden.
Im März 1918 wurde in der Jahresversammlung die Jahres-Rechnung von 1917 vorgelesen und nicht beanstandet. Der Kassen-Bestand wurde mit 102,95 Mark ausgewiesen; davon sollen 80 Mark bei der Spar- und Darlehenskasse eingelegt werden.
Im März 1919 wurde der seitherige Vorstand – wie in den meisten Jahren davor – „durch Akklamation“ wiedergewählt. Außerdem wurde bekanntgegeben, dass beim Vorsitzenden Wilhelm Seibert Edelreiser bestellt werden können, die von der Obst-Baumschule Friedberg bezogen werden. In der Versammlung vom Mai 1919 wurde mitgeteilt, dass in diesem Sommer eine Prämierung der Obstbaumstücke durch die Landwirtschaftskammer stattfindet. Interessenten sollen Angaben über Flur und Nummer beim Vorsitzenden oder Vertrauensmann (?) bis 12. Mai einreichen. Ferner soll Kreisobstbau-Inspektor Biesterfeld aufgefordert werden, einen Vortrag über Obstbaumpflege zu halten; außerdem sei die Kelter reparaturbedürftig.
In der Versammlung im September 1919 wurde bekanntgegeben, dass in der Frankfurter Festhalle eine Ausstellung abgehalten wird; Interessenten werden gebeten, sich die „Gartenanlagen“ anzusehen.
Hier wird zum ersten Mal die Bezeichnung „Garten“ verwendet, wenn man von zwei vorhergegangenen Samen-Bestellungen absieht, die offensichtlich an die Gärtner gerichtet waren!
Der Baumwart Georg Jung II. soll nochmals aufgefordert werden, die Baumspritze bis zum 1. Oktober abzuliefern. Die Obst-Dörre wurde Joh. Philipp Zimmer übergeben; über die Dörr-Kosten soll mit ihm verhandelt werden, wie hoch er dieselben zu rechnen gedenkt.
Die Versammlungen in den folgenden Jahren liefen im wesentlichen nach dem gleichen Muster ab. Den Vereinsdiener-Dienst übernahm Philipp Sommerlad II. mit einem Jahresgehalt von 25 Mark. –
Im Februar 1921 hielt Herr Lehrer (Ludwig) Lehr einen sehr interessanten Vortrag über Baum-Pflanzung, Baum-Veredelung und Baum-Schneiden. Die Versammlung erklärte sich mit den Ausführungen sehr einverstanden; auch würde man sich sehr freuen, wenn er einen praktischen Vortrag in derselben Weise ausführen würde. Für die nächste Versammlung würde Herr Lehrer (Philipp) Dörr einen Vortrag über Schädlings-Bekämpfung halten.
Im Januar 1922 meldete sich das Finanzamt Langen, Abt. Umsatzsteuer, mit einem Schreiben an die Bürgermeisterei, „möglichst alle Vorgänge zu erfassen, um sie zur Umsatzsteuer heranzuziehen“. Neben Sport-, Gesang-, Musik- und sonstigen Vereinen wurde auch nach Rindvieh- und Pferdebesitzern, Geflügel- und Hundezüchtern, Bienen-, Spargelfeld- und Baumstückebesitzern gefragt.
Im Antwort-Schreiben vom 25. März 1922 hat der Bürgermeister alle Fragen nach bestem Gewissen beantwortet; der Obst- und Gartenbauverein indessen ist nicht aufgeführt Aber im Nachsatz ist erklärt:
Baumstücksbesitzer sind fast die ganzen Einwohner mit wenigen Ausnahmen und haben auch fast alle Obst verkauft, sodaß genaue Feststellungen hierüber nicht zu machen sind.
Das Fehlen beim Aufzählen hat einen einfachen Grund: Der Verein (OGV) war und ist kein eingetragener Verein.
Eine lebhafte Versammlung war die vom 10. Februar 1925. Dabei ging es ums Rechnungs-Jahr 1924, um den Bezug der Vereins-Zeitschrift, sowie um die Erhebung rückständiger Mitglieds-Beiträge und schließlich um die Vorstands-Wahl. Eine lebhafte Aussprache entspann sich um die Kelter. Schließlich einigte man sich, die bisherige Kelter mit einem neuen Druckwerk zu versehen, so dass sie beibehalten werden kann.
Zum großen Bedauern legte Herr Wilhelm Seibert IV. sein Amt nieder. Als neuer Vorsitzender wurde Herr Lehrer Lehr gewählt. Herr Seibert teilte noch mit, dass in nächster Zeit Herr Kreis-Obstbau-Inspektor Biesterfeld einen Vortrag mit Lichtbildern halten wird.
Mit dem Ausscheiden von Wilhelm Seibert IV. war der erste Abschnitt des Obst- und Gartenbauvereins zu Ende gegangen. Er hatte dem Verein auch in schweren Zeiten (Weltkrieg 1914-1918 und Inflation 1923) stets mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Aber die Zeit und die Menschen hatten sich verändert; mit der Wahl des Lehrers Ludwig Lehr hatte der zweite Abschnitt begonnen.
Aufbruch in eine neue Zeit
Mit der Wahl des aus Dietzenbach stammenden Lehrers Ludwig Lehr war nicht nur ein guter Lehrer von kräftiger Statur, sondern auch ein versierter Gärtner, Imker, Spargel- und Obst-Bauer Vorsitzender des Vereins geworden. Viele seiner Schüler erinnern sich noch an seine Hühner im Schulhof, seine Bienenstöcke im Kirchgarten und seinen großen Garten im Dietzebächer „Weiher-Feldchen", wo er Spargel angelegt hatte und viele Obstbäume sein Eigen nannte. Nicht selten hatte er Schüler während des Unterrichts nach Dietzenbach geschickt, um in seinem Garten nach dem Rechten zu sehen. Die Schüler – es waren jeweils die Klassenbesten – taten dies gern und freiwillig, waren sie doch für ein paar Stunden vom lästigen Unterricht befreit, weil 3 Klassen im selben Raum gleichzeitig unterrichtet werden mussten.Der kraftvolle Führungs-Stil des neuen Vorsitzenden brachte die Versammlungen auf ein bisher nicht gekanntes hohes Niveau, wie gleich bei der ersten Versammlung am 1. April 1925 sichtbar wurde. Zuerst hielt Kreis-Obstbau-Inspektor Biesterfeld einen ausgezeichneten Lichtbilder-Vortrag, wobei er auf die augenblicklich trostlose Lage des heimischen Obstmarktes hinwies; denn während in deutschen Kellern noch tausende von Zentnern deutschen Obstes ohne Nachfrage lagerten, überschwemmten hunderttausende von Zentnern ausländischer Früchte den heimischen Markt.
Sodann besprach der Redner – von trefflichen Bildern unterstützt – über die einzelnen Schädlinge und deren Bekämpfung.
Das Protokollbuch zeigt das außerordentliche Niveau, das fortan die Versammlungen kennzeichnet. Von einer Versammlung im Januar 1926 wurde berichtet, dass von Herrn Lehrer Dörr „ein sehr interessanter Vortrag über die Entwicklung des Bauern-Standes gehalten wurde, in welchem er einige Jahre zurückging. Durch einen Lichtbilder-Vortrag wurde den Anwesenden ein klares Bild über den Vortrag gegeben und mit Aufmerksamkeit verfolgt. Es wurde ferner gewünscht, dass zu den weiteren Lichtbildervorträgen auch die Frauen der Mitglieder anwesend sind".
Dies war das erste Mal, dass die Frauen überhaupt erwähnt wurden!
In der Versammlung vom März 1926 teilte der Vorsitzende u. a. mit, dass das Versuchsfeld am Langener Weg ein ganz erfreuliches Resultat zeige. Im September 1926 stand u. a. auch das 20-jährige Jubiläum auf der Tagesordnung, das mit einem Familienabend mit Lichtbildervortrag, Tombola-Verlosung und dergleichen gefeiert werden soll. Die Gegenstände zur Verlosung sollen so weit wie möglich durch die Mitglieder gestiftet werden.
Im Oktober 1926 wurden vom Vorsitzenden besondere Richtlinien über Baumlöcher, Wurzelschneiden und Baumpfähle gegeben. Zur Düngung der Obstbäume wurde mitgeteilt, dass bei der Düngung stets mit versäuertem Kali-Kalk gedüngt und die Düngung nicht bei dem Stamm, sondern an dem äußeren Kranz des Baumes erfolgen soll. Das Anlegen von Kleb-Ringen wurde dringend empfohlen, sowie einen guten Leim zu verwenden und den Ring sehr fest anzulegen.
Bezüglich des 20-jährigen Jubiläums erklärte sich Herr Obstbau-Inspektor Biesterfeld bereit, einen Lichtbilder-Vortrag über „Spalierobst an Häuserwänden“ zu halten.
In der Versammlung am 21. November 1926 wurde u. a. beschlossen, bei der Bürgermeisterei eine Genehmigung zur Verlosung am Familienabend zu stellen. Die musikalische Unterhaltung hatte Herr Lehrer Dörr übernommen. Im „Langener Wochenblatt“ soll ein Inserat erfolgen.
Im „Langener Wochenblatt“ konnte 1926 weder ein Inserat noch ein Bericht über die Jubiläums-Feier entdeckt werden. Ob es vergessen worden war?
Am 25. September 1927 wurde von der Obstausstellungs-Kommission u. a. beschlossen, dass auch Erzeugnisse des Garten- und Gemüse-Anbaus ausgestellt werden.
Hier wurde erstmalig in der Vereins-Geschichte der Gartenbau explizit erwähnt!
In der Versammlung vom 8. Oktober 1927 wurden vom Vorsitzenden auch die Einladungen der Obst- und Gartenbauvereine von Langen und Egelsbach verlesen und den Mitgliedern der Besuch der Ausstellungen am 9. Oktober aufs Beste empfohlen.
Am 15. November 1927 wurde wieder ein „sehr lehrreicher Vortrag“ gehalten, der mit allgemeinem Interesse vom „überaus zahlreichen Besuch“ aufgenommen wurde. Es ging, wie so oft schon, um Baum-Pflanzungen und -Pflege, wobei ganz besonders empfohlen wurde, die Düngung der Bäume nicht nur mit Puhl (Jauche), sondern auch mit Thomasmehl und Kainit vorzunehmen.
In den folgenden Jahren wurden immer wieder interessante Vorträge gehalten und die Mitglieder mit modernen Methoden bekannt gemacht, u. a. mit dem Spritzen mit der Motor-Spritze, mit planmäßigem Umpfropfen und mit vielen anderen Dingen mehr. In keinem der Vorträge wurde das gesundheitliche Risiko beim Spritzen erwähnt!
Im Februar 1929 wurde vom Vorsitzenden das Diplom der Landes-Ausstellung vorgelegt und allgemein anerkannt. Am 14. April hielt Herr Biesterfeld wieder einen Lichtbilder-Vortrag. Ferner wurden Klagen über den Baum-Spritzen-Führer geführt und der Vorsitzende aufgefordert, beim Verband Beschwerde über dessen Verhalten zu führen.
Im Juli 1929 hielt der Vorsitzende einen sehr interessanten Vortrag über einen vierwöchentlichen Lehrkursus in Gießen. Den Mitgliedern wurde empfohlen, demgemäß zu verfahren. Bezüglich eines Ausfluges fand eine lebhafte Aussprache statt. Die Fahrt soll per Autobus stattfinden.
In der Versammlung 14. Januar 1930 spricht der Vorsitzende (zum ersten Mal!) über den Anbau von Gurken, Spargel und Erdbeeren. Er wiederholt, dass diese Produkte am Markt eine sehr große Nachfrage haben, die Hauptsache sei aber die Qualität. Die Bestellung von Samen wurde wegen der tristen Finanz-Lage abgelehnt.
Im Mai 1930 wird die Zahl der Mitglieder mit 78 angegeben.
Auf der Tagesordnung am 19. November 1931 hieß es zum Thema „Obstverkauf", dass mit einer Firma in München über „Kommissions-Verkauf“ in nähere Verbindung getreten werden soll.
Im Juni 1932 bemängelte der Vorsitzende den mäßigen Besuch und wies auf die außerordentlichen Beitragsrückstände hin; es wurde empfohlen, die Mitglieder-Beiträge in kleinen Raten zu zahlen, damit die Rückstände allmählich abgebaut würden.
Die Beitrags-Rückstände waren die Folge einer Welt-Wirtschafts-Krise und der hohen Arbeitslosigkeit.
Von der Einladung des Gartenbauvereins Langen wurde Kenntnis genommen und die Mitglieder aufgefordert, sich am 26. Juni vormittags im „Adler“ in Langen einzufinden.
Bezüglich des 25jährigen Jubiläums wurde beschlossen, von einer größeren Feier abzusehen, jedoch sollten die Gründer dadurch geehrt werden, dass jedem im Herbst ein Jubiläums-Baum zum Anpflanzen überreicht wird. Außerdem sollen Gründer mit dem 60. Lebensjahr zu Ehrenmitgliedern ernannt und von der (Beitrags)-Leistung befreit werden. Der frühere Vorsitzende Wilhelm Seibert IV. wurde wegen seiner Verdienste um den Verein zum Ehrenvorsitzenden ernannt..
Im April 1933 wurde beschlossen, sich mit einer Gruppe am Festzug des 1. Mai zu beteiligen. Auf dem Pritschenwagen sollen „Blühen und Ernten des Obstes sowie Obstverwertung und Schädlings-Bekämpfung sinnbildlich dargestellt werden".
Im September 1935 machte der Vorsitzende, Herr Ludwig Lehr, Mitteilung über seinen Besuch der Dahlien-Schau im Prinz-Emil-Garten in Darmstadt und empfahl diese wärmstens.
Am 25. September 1935 fand ein Gemarkungs-Rundgang statt. Der Vorsitzende beklagte:
Der Gang zeigte von der einen Seite die verheerende Wirkung des Schorfes besonders an Spitzäpfeln und leider auch an unserer Lokalsorte „Anhalter“, so konnte andererseits auch eine Reihe schorfharter Sorten festgestellt werden. Von Birnensorten gefielen „Gräfin von Paris", Mollebusch und Clairegeau.
Von Apfelsorten traten hervor: Prinzenapfel, Landsberger-Renette, Ontario, Jakob Lebel, Süßer Anhalter wie Weinapfel des Seniors Philipp Zimmer in den Wingerten und besonders die neugepfropfte Sorte „Rheinischer Winter-Rambour“ (und noch einige weitere).
In einer Versammlung am 21. Februar 1937 wurde mitgeteilt, dass das in Aussicht gestellte Spritzenmaterial nicht geliefert werden kann. Ein vom Kreisverband zur Verfügung gestellter Kultivator wurde dem Vereinsdiener als Vergütung überreicht.
Warum keine Versammlungen zwischen 1935 und 1937 gehalten wurden, ist nicht explizit festgehalten. Wahrscheinlich waren die veränderten politischen Verhältnisse daran schuld. Die letzte im ersten Protokoll-Buch erwähnte Versammlung fand am 5. März 1939 im „Isenburger Hof“ statt. Auf der Tagesordnung standen ein Rechenschafts-Bericht, die Wahl eines Vereinsdieners, die Beiträge, die Vorstandswahl
und die Schädlings-Bekämpfung. Anwesend waren 14 Mitglieder.
An dieser Stelle endet die zweite besonders lehrreiche Periode des Obst- und Gartenbauvereins.
Besonders bemerkenswert ist, dass in keiner Versammlung nach 1933 jemals das Wort Politik erwähnt wurde!
Der Neu-Anfang 1947
Nach 1945 war nichts mehr wie früher; praktisch alles war anders geworden, auch das Vereinsleben, das während der Kriegszeit von 1939 bis 1945 völlig geruht hatte. Aber auch nach 1945 ging es nicht sofort wei-
ter; die Menschen hatten andere Sorgen. Noch immer gab es die alte Reichsmark, aber man konnte nicht viel damit anfangen. Die eigentliche Währung (auf dem Schwarzen Markt) waren die amerikanischen Zigaretten (Chesterfield, Camel, Pall Mall, Philip Morris, Lucky Strike etc.); für sie konnte man (fast) alles bekommen.
In dieser Zeit – bis zur Währungs-Reform im Juni 1948 – waren die Garten-Besitzer im Vorteil gegenüber der übrigen Bevölkerung, weil Salate, Obst und Gemüse nicht „bewirtschaftet“ waren. Die Erzeugnisse aus eignem Garten sowie die Erträge der Obst-Ernten waren eine willkommene und noch dazu preiswerte Bereicherung des täglichen Speisezettels. Da es aber häufig „Selbstbedienung“ auf den Obstbaumstücken gab, wurde beim Bürgermeister beantragt, eine zusätzliche Kraft (Feldschütz) einzustellen.
Zusätzlich hatten viele Männer begonnen, im Garten Tabak zu pflanzen; die Blätter wurden zum Trocknen an eine Mauer oder an das Scheunen-Tor gehängt, weshalb man allgemein vom „Scheuer-Bambler“ sprach. Es gab unzählige Rezepte bezüglich Fermentierung, Schneiden, Einrollen usw., und der beißende „Qualm“ war in vielen Wohnstuben zu riechen.
Am 1. Oktober 1947 aber war es endlich soweit: eine Versammlung der früheren Mitglieder des OGV wurde einberufen. Bürgermeister Georg Zimmer X. befragte die Anwesenden. Es wurde einstimmig beschlossen,
die alte Vereins-Tätigkeit wieder aufzunehmen. Als neuer 1. Vorsitzender wurde Friedrich Wolfenstätter gewählt; Schriftführer wurde Georg Haller. Die Satzung wurde vorgelesen und teilweise ergänzt; auch der Mitglieder-Beitrag wurde neu geregelt.
Bei der Inventar-Aufnahme wurde folgendes als vorhanden festgestellt:
ter; die Menschen hatten andere Sorgen. Noch immer gab es die alte Reichsmark, aber man konnte nicht viel damit anfangen. Die eigentliche Währung (auf dem Schwarzen Markt) waren die amerikanischen Zigaretten (Chesterfield, Camel, Pall Mall, Philip Morris, Lucky Strike etc.); für sie konnte man (fast) alles bekommen.
In dieser Zeit – bis zur Währungs-Reform im Juni 1948 – waren die Garten-Besitzer im Vorteil gegenüber der übrigen Bevölkerung, weil Salate, Obst und Gemüse nicht „bewirtschaftet“ waren. Die Erzeugnisse aus eignem Garten sowie die Erträge der Obst-Ernten waren eine willkommene und noch dazu preiswerte Bereicherung des täglichen Speisezettels. Da es aber häufig „Selbstbedienung“ auf den Obstbaumstücken gab, wurde beim Bürgermeister beantragt, eine zusätzliche Kraft (Feldschütz) einzustellen.
Zusätzlich hatten viele Männer begonnen, im Garten Tabak zu pflanzen; die Blätter wurden zum Trocknen an eine Mauer oder an das Scheunen-Tor gehängt, weshalb man allgemein vom „Scheuer-Bambler“ sprach. Es gab unzählige Rezepte bezüglich Fermentierung, Schneiden, Einrollen usw., und der beißende „Qualm“ war in vielen Wohnstuben zu riechen.
Am 1. Oktober 1947 aber war es endlich soweit: eine Versammlung der früheren Mitglieder des OGV wurde einberufen. Bürgermeister Georg Zimmer X. befragte die Anwesenden. Es wurde einstimmig beschlossen,
die alte Vereins-Tätigkeit wieder aufzunehmen. Als neuer 1. Vorsitzender wurde Friedrich Wolfenstätter gewählt; Schriftführer wurde Georg Haller. Die Satzung wurde vorgelesen und teilweise ergänzt; auch der Mitglieder-Beitrag wurde neu geregelt.
Bei der Inventar-Aufnahme wurde folgendes als vorhanden festgestellt:
1. Obst-Darre;
2. große Obst-Kelter;
3. Obst-Mühle mit Bottich;
4. kleine, fahrbare Obst-Kelter;
5. fahrbare Obstbaum-Spritze;
6. Rücken-Spritze und
7. Kassen-Bestand lt. Sparbuch 193,36 Mark.
In den nächsten Jahren wurden die Jahres-Versammlungen samt Vorstands-Wahlen wie in der Vorkriegszeit durchgeführt, aber auch hier hatte es kleine Veränderungen gegeben: es wurde erstmals gefragt, ob es
Beanstandungen zur Tages-Ordnung gäbe. Auch die Wortmeldungen aus dem Kreis der Mitglieder nahmen zu. Es wurden neue Mitglieder aufgenommen, aber die Fach-Fragen zum Anbau bzw. zur Verwertung des Obstes nahmen ab. Zwar wurden immer wieder mal Vorträge von Kreis-Obstbau-Inspektor Saas gehalten, hin und wieder wurden Obstbäume verlost, aber die Interessen hatten sich merklich verlagert.
1948 wurde der Vorstand beauftragt, die Fach-Zeitschrift „Ratgeber für Obst- und Gartenbau“ zu abonnieren.
Ab 1949 wurden jährlich Alters-Präsidenten gewählt. Außerdem wurde eine „Obstbaumbesitzerversammlung“ angeregt und ein Ausflug nach
Geisenheim diskutiert.
Ab dem Jahr 1950 ist erstmals eine deutliche Veränderung des Vereins festzustellen, er hatte sozusagen eine neue Qualität erreicht. Die Mitglieder nahmen jetzt intensiver am Vereinsgeschehen teil, die Versammlungs-Protokolle wurden zusehends länger. Jetzt wurde nicht nur eine andere Fachzeitschrift gewünscht, die sich mehr mit dem Kreis Offenbach befasst, sondern auch ausführlich über Vereins-Ausflüge diskutiert.
Im Juni 1950 wurde ein Ausflug „in Richtung Obernburg – Spessart, mit Vor-Tour“ vorgeschlagen und um Anzahlung gebeten. Wenige Wochen danach wurde ein Ausflug nach dem „Neustädter Hof“ über Höchst –Sandbach mit Rückfahrt durch das Gersprenz-Tal diskutiert.
Im August 1950 wurde vorgeschlagen, eine Ausstellung von Obst und Gemüse durchzuführen! Im Dezember erinnerte der Vorsitzende an die Kronen- und Stammpflege.
Im April 1951 wurde besonders auf die Pflege der Obstkultur auf Gut Neuhof hingewiesen sowie ein Ausflug durch das Neckartal nach dem „Limburger Hof“ und Schwetzingen vorgeschlagen.
Im Februar 1952 wurde bemängelt, dass die Entrümpelung der Obstbäume sehr zu wünschen übrig lässt. Zum kommenden Ausflug habe man die Lehre gezogen, nämlich: die Hälfte des Fahrpreises vorher zu kassieren und Kinder zuhause zu lassen. Ziel des geplanten Ausfluges: Wiesbaden – Wispertal – Lorch/Rhein – Geisenheim – Bingen – Nahetal – Rheinhessen oder Heidelberg – Schwetzingen.
Die Zahl der Mitglieder: 81.
1952 wurde wieder ein Vortrag über Schädlings-Bekämpfung gehalten. Dr. Kaiser zeigte einen Farbfilm über Pflege-Maßnahmen; ein Ausflug nach Holland wurde vorgeschlagen. Im Juni fand schließlich der Ausflug zum „Limburger Hof“ durch die vordere Pfalz statt. Ein Schnitt-Lehrgang wurde in Offenthal abgehalten. Schaukästen sollen aufgehängt werden.
1954 wurden Nistkästen für die Singvögel aufgehängt. Auf der Heimfahrt vom Ausflug nach Schwetzingen wurde der „Talhof“ aufgesucht.
Die Aufzählung der Vorschläge ließe sich endlos fortsetzen, weshalb ab jetzt nur noch die interessantesten Punkte erwähnt werden. Selbstverständlich kamen immer noch Schädlings-Bekämpfung, Schnitt-Lehrgänge, Baum-Spritzen und Vereins-Ausflüge zur Sprache, aber in zunehmenden Maße wurden die Familien der Mitglieder mit einbezogen.
Neben reinen Vereins-Ausflügen wurden jetzt auch Ausflüge angeboten, die vom Landes- bzw. Kreisverband organisiert und durchgeführt wurden und sich regen Zuspruchs erfreuten.
1956 fand ein Vereins-Ausflug nach Steinfurth statt, wo das Rosenfest besucht wurde. Über die letztjährige Holland-Fahrt wurde vom Vorsitzenden ein lebhafter Bericht erstattet.
1958 bestand laut Vorstand kein Interesse an einem Ausflug.
1960 wurde vom Vorstand eine Fahrt zum Frankfurter Palmengarten angeregt.
1961 wurde bezüglich Düngung, namentlich in den Gärten, gefordert, menschliche Fäkalien nicht mehr als Kopfdung zu verwenden! Im Februar fand eine Modenschau bei „Peek und Cloppenburg“ in Frankfurt statt; der Verein hatte eine Bus-Fahrt organisiert, um (wörtlich) den Frauen einen kleinen Spaß zu gönnen!
1964 hatten sich die Frauen des Vereins in der Karnevalszeit erstmals zu Kaffee-Nachmittagen mit den Frauen der Vereine Götzenhain und Dreieichenhain zusammengefunden; es wurde empfohlen, diese Sache weiter hochzuhalten.
In der Jahresversammlung im April 1965 gab der Vorsitzende einen Bericht über das abgelaufene Jahr. Trotz des schlechten Ertrags hatte der Ortsverein die Kreis-Ausstellung mit gutem Material beschicken können.
Der Kreisverband wurde für die gut gelungene Schau mit der Goldenen Plakette des Landesverbandes ausgezeichnet.
Über die im letzten Jahr durchgeführte Fahrt des Kreisverbandes nach dem Elsass wurde ein kurzer Erlebnisbericht gegeben.
1965 hielt Kurt Willmann in der Götzenhainer „Krone“ einen Vortrag über „Verkompostierung und Nutzen der Würmer". Es wurde geplant, im Frühjahr eine Besichtigung seiner Anlagen in Griesheim durchzuführen.
1966 gab es eine ausführliche Schilderung der Fahrt zur Bundesgartenschau in Essen. Die Unterbringung erfolgte in 8 nahe der Ausstellung gelegenen Hotels. Die Verköstigung erfolgte gemeinsam in einem Restaurant. Die Rückreise führte über Köln – Luxemburg – Echternacher Schweiz – Mosel – Hunsrück-Höhenstraße zur Winzergenossenschaft in Ingelheim, wo um 19.00 der Abschluss in geschlossener Gesellschaft gefeiert wurde.
Der gemeinsame Ernte-Tanz in Götzenhain war gut besucht; der Frauen-Ausflug hatte nach Steinau Kreis Schlüchtern geführt.
1970 führte der Landesverband wieder eine Fahrt durch, die nach St.Anton am Arlberg (Österreich) führte, und an der 25 Vereinsmitglieder teilnahmen. Diese und 2 nachfolgende Reisen waren gut organisiert und fanden regen Zuspruch. Die Hin- und Rückfahrt erfolge mit der Bahn, die Teilnehmer waren in Hotels untergebracht. Die Ausflugs-Ziele wurden per Bus angefahren; die Reisenden erhielten für unterwegs jeweils ein Ess-Paket; zu Abend waren alle wieder im Hotel.
Die zweite Reise führte 1975 in die Schweiz. Das Ziel war Kandersteg im Berner Oberland. Von dort aus wurde ein Ausflug nach Zermatt im Kanton Wallis (Valais) unternommen, wo die Reisenden das berühmte Matterhorn (4.478 m) und eine große Anzahl weiterer hoher Berge bestaunen konnten. Diese Fahrt wurde mit der Bahn durchgeführt, weil der Zug von Kandersteg aus zuerst durch den Lötschberg-Tunnel fahren muss. Ab Brig ging es mit der BVZ Schmalspurbahn nach Zermatt und abends wieder zurück.
Eine dritte Reise fand im September 1978 nach Brunnen, am herrlichen Vierwaldstätter See gelegen, statt. Dabei wurden weitere Sehenswürdigkeiten (Tell-Denkmal, Axenstraße etc.) per Bus besucht; Unterkunft und Reise-Verpflegung wie gehabt.
Insgesamt gesehen haben diese vom Landesobstbau-Verband organisierten und durchgeführten gemeinsamen Reisen das Vereinsleben ungemein belebt und nachhaltige Eindrücke hinterlassen.
Vereins-Ausflüge sowie Frauen-Nachmittage und -Ausflüge standen weiterhin in der Gunst der Mitglieder und trugen nicht unerheblich dazu bei, ein Gefühl der Zusammengehörigkeit zu festigen.
Vereins-Ausflüge gingen z. B. nach Ludwigsburg bei Stuttgart, nach Wiesloch mit Weinprobe an der Weinstraße, nach Veitshöchheim am Main, in den Rheingau, an die Mosel, nach Groß-Umstadt, nach Heidelberg,
nach Pforzheim, auf den Otzberg (zur Apfelwein-Probe) usw. Frauen-Ausflüge führten nach Bad Orb, Steinau an der Straße, nach Erbach im Odenwald, nach Lengfeld, nach Heidelberg, nach Braunfels, nach Lich/Schotten, nach Mainz und nach weiteren beliebten Reise- Zielen.
Die Frauen-Nachmittage wurden abwechselnd in Offenthal, Götzenhain und Dreieichenhain abgehalten. Dabei wurde nicht nur Kaffee getrunken und Kuchen gegessen, sondern auch Lieder gesungen, Koch-Rezepte, Erfahrungen und auch private Informationen ausgetauscht.
In der Jahres-Hauptversammlung am 22. Februar 1981 stellte Fritz Wolfenstätter nach 35-jähriger erfolgreicher Tätigkeit sein Amt als Vereinsvorsitzender und Mitglied im Kreisvorstand zur Verfügung. Er hatte viele Jahre den Verein mit Rat und Tat geführt und schließlich auch die langsame aber letztlich unausbleibliche Umwandlung des Vereins mit Herz und Sachverstand erfolgreich durchgeführt. Der Verein war nicht mehr ein reiner Männer-Verein mit Fach-Vorträgen über Obstbäume und dgl; die Frauen waren zunehmend mit einbezogen worden, wofür ihm ausdrücklich gedankt wurde.
Als neuer Vorsitzender wurde Friedel Stötzer einstimmig gewählt.
In den nächsten Jahren wurden die Jahres-Versammlungen samt Vorstands-Wahlen wie in der Vorkriegszeit durchgeführt, aber auch hier hatte es kleine Veränderungen gegeben: es wurde erstmals gefragt, ob es
Beanstandungen zur Tages-Ordnung gäbe. Auch die Wortmeldungen aus dem Kreis der Mitglieder nahmen zu. Es wurden neue Mitglieder aufgenommen, aber die Fach-Fragen zum Anbau bzw. zur Verwertung des Obstes nahmen ab. Zwar wurden immer wieder mal Vorträge von Kreis-Obstbau-Inspektor Saas gehalten, hin und wieder wurden Obstbäume verlost, aber die Interessen hatten sich merklich verlagert.
1948 wurde der Vorstand beauftragt, die Fach-Zeitschrift „Ratgeber für Obst- und Gartenbau“ zu abonnieren.
Ab 1949 wurden jährlich Alters-Präsidenten gewählt. Außerdem wurde eine „Obstbaumbesitzerversammlung“ angeregt und ein Ausflug nach
Geisenheim diskutiert.
Ab dem Jahr 1950 ist erstmals eine deutliche Veränderung des Vereins festzustellen, er hatte sozusagen eine neue Qualität erreicht. Die Mitglieder nahmen jetzt intensiver am Vereinsgeschehen teil, die Versammlungs-Protokolle wurden zusehends länger. Jetzt wurde nicht nur eine andere Fachzeitschrift gewünscht, die sich mehr mit dem Kreis Offenbach befasst, sondern auch ausführlich über Vereins-Ausflüge diskutiert.
Im Juni 1950 wurde ein Ausflug „in Richtung Obernburg – Spessart, mit Vor-Tour“ vorgeschlagen und um Anzahlung gebeten. Wenige Wochen danach wurde ein Ausflug nach dem „Neustädter Hof“ über Höchst –Sandbach mit Rückfahrt durch das Gersprenz-Tal diskutiert.
Im August 1950 wurde vorgeschlagen, eine Ausstellung von Obst und Gemüse durchzuführen! Im Dezember erinnerte der Vorsitzende an die Kronen- und Stammpflege.
Im April 1951 wurde besonders auf die Pflege der Obstkultur auf Gut Neuhof hingewiesen sowie ein Ausflug durch das Neckartal nach dem „Limburger Hof“ und Schwetzingen vorgeschlagen.
Im Februar 1952 wurde bemängelt, dass die Entrümpelung der Obstbäume sehr zu wünschen übrig lässt. Zum kommenden Ausflug habe man die Lehre gezogen, nämlich: die Hälfte des Fahrpreises vorher zu kassieren und Kinder zuhause zu lassen. Ziel des geplanten Ausfluges: Wiesbaden – Wispertal – Lorch/Rhein – Geisenheim – Bingen – Nahetal – Rheinhessen oder Heidelberg – Schwetzingen.
Die Zahl der Mitglieder: 81.
1952 wurde wieder ein Vortrag über Schädlings-Bekämpfung gehalten. Dr. Kaiser zeigte einen Farbfilm über Pflege-Maßnahmen; ein Ausflug nach Holland wurde vorgeschlagen. Im Juni fand schließlich der Ausflug zum „Limburger Hof“ durch die vordere Pfalz statt. Ein Schnitt-Lehrgang wurde in Offenthal abgehalten. Schaukästen sollen aufgehängt werden.
1954 wurden Nistkästen für die Singvögel aufgehängt. Auf der Heimfahrt vom Ausflug nach Schwetzingen wurde der „Talhof“ aufgesucht.
Die Aufzählung der Vorschläge ließe sich endlos fortsetzen, weshalb ab jetzt nur noch die interessantesten Punkte erwähnt werden. Selbstverständlich kamen immer noch Schädlings-Bekämpfung, Schnitt-Lehrgänge, Baum-Spritzen und Vereins-Ausflüge zur Sprache, aber in zunehmenden Maße wurden die Familien der Mitglieder mit einbezogen.
Neben reinen Vereins-Ausflügen wurden jetzt auch Ausflüge angeboten, die vom Landes- bzw. Kreisverband organisiert und durchgeführt wurden und sich regen Zuspruchs erfreuten.
1956 fand ein Vereins-Ausflug nach Steinfurth statt, wo das Rosenfest besucht wurde. Über die letztjährige Holland-Fahrt wurde vom Vorsitzenden ein lebhafter Bericht erstattet.
1958 bestand laut Vorstand kein Interesse an einem Ausflug.
1960 wurde vom Vorstand eine Fahrt zum Frankfurter Palmengarten angeregt.
1961 wurde bezüglich Düngung, namentlich in den Gärten, gefordert, menschliche Fäkalien nicht mehr als Kopfdung zu verwenden! Im Februar fand eine Modenschau bei „Peek und Cloppenburg“ in Frankfurt statt; der Verein hatte eine Bus-Fahrt organisiert, um (wörtlich) den Frauen einen kleinen Spaß zu gönnen!
1964 hatten sich die Frauen des Vereins in der Karnevalszeit erstmals zu Kaffee-Nachmittagen mit den Frauen der Vereine Götzenhain und Dreieichenhain zusammengefunden; es wurde empfohlen, diese Sache weiter hochzuhalten.
In der Jahresversammlung im April 1965 gab der Vorsitzende einen Bericht über das abgelaufene Jahr. Trotz des schlechten Ertrags hatte der Ortsverein die Kreis-Ausstellung mit gutem Material beschicken können.
Der Kreisverband wurde für die gut gelungene Schau mit der Goldenen Plakette des Landesverbandes ausgezeichnet.
Über die im letzten Jahr durchgeführte Fahrt des Kreisverbandes nach dem Elsass wurde ein kurzer Erlebnisbericht gegeben.
1965 hielt Kurt Willmann in der Götzenhainer „Krone“ einen Vortrag über „Verkompostierung und Nutzen der Würmer". Es wurde geplant, im Frühjahr eine Besichtigung seiner Anlagen in Griesheim durchzuführen.
1966 gab es eine ausführliche Schilderung der Fahrt zur Bundesgartenschau in Essen. Die Unterbringung erfolgte in 8 nahe der Ausstellung gelegenen Hotels. Die Verköstigung erfolgte gemeinsam in einem Restaurant. Die Rückreise führte über Köln – Luxemburg – Echternacher Schweiz – Mosel – Hunsrück-Höhenstraße zur Winzergenossenschaft in Ingelheim, wo um 19.00 der Abschluss in geschlossener Gesellschaft gefeiert wurde.
Der gemeinsame Ernte-Tanz in Götzenhain war gut besucht; der Frauen-Ausflug hatte nach Steinau Kreis Schlüchtern geführt.
1970 führte der Landesverband wieder eine Fahrt durch, die nach St.Anton am Arlberg (Österreich) führte, und an der 25 Vereinsmitglieder teilnahmen. Diese und 2 nachfolgende Reisen waren gut organisiert und fanden regen Zuspruch. Die Hin- und Rückfahrt erfolge mit der Bahn, die Teilnehmer waren in Hotels untergebracht. Die Ausflugs-Ziele wurden per Bus angefahren; die Reisenden erhielten für unterwegs jeweils ein Ess-Paket; zu Abend waren alle wieder im Hotel.
Die zweite Reise führte 1975 in die Schweiz. Das Ziel war Kandersteg im Berner Oberland. Von dort aus wurde ein Ausflug nach Zermatt im Kanton Wallis (Valais) unternommen, wo die Reisenden das berühmte Matterhorn (4.478 m) und eine große Anzahl weiterer hoher Berge bestaunen konnten. Diese Fahrt wurde mit der Bahn durchgeführt, weil der Zug von Kandersteg aus zuerst durch den Lötschberg-Tunnel fahren muss. Ab Brig ging es mit der BVZ Schmalspurbahn nach Zermatt und abends wieder zurück.
Eine dritte Reise fand im September 1978 nach Brunnen, am herrlichen Vierwaldstätter See gelegen, statt. Dabei wurden weitere Sehenswürdigkeiten (Tell-Denkmal, Axenstraße etc.) per Bus besucht; Unterkunft und Reise-Verpflegung wie gehabt.
Insgesamt gesehen haben diese vom Landesobstbau-Verband organisierten und durchgeführten gemeinsamen Reisen das Vereinsleben ungemein belebt und nachhaltige Eindrücke hinterlassen.
Vereins-Ausflüge sowie Frauen-Nachmittage und -Ausflüge standen weiterhin in der Gunst der Mitglieder und trugen nicht unerheblich dazu bei, ein Gefühl der Zusammengehörigkeit zu festigen.
Vereins-Ausflüge gingen z. B. nach Ludwigsburg bei Stuttgart, nach Wiesloch mit Weinprobe an der Weinstraße, nach Veitshöchheim am Main, in den Rheingau, an die Mosel, nach Groß-Umstadt, nach Heidelberg,
nach Pforzheim, auf den Otzberg (zur Apfelwein-Probe) usw. Frauen-Ausflüge führten nach Bad Orb, Steinau an der Straße, nach Erbach im Odenwald, nach Lengfeld, nach Heidelberg, nach Braunfels, nach Lich/Schotten, nach Mainz und nach weiteren beliebten Reise- Zielen.
Die Frauen-Nachmittage wurden abwechselnd in Offenthal, Götzenhain und Dreieichenhain abgehalten. Dabei wurde nicht nur Kaffee getrunken und Kuchen gegessen, sondern auch Lieder gesungen, Koch-Rezepte, Erfahrungen und auch private Informationen ausgetauscht.
In der Jahres-Hauptversammlung am 22. Februar 1981 stellte Fritz Wolfenstätter nach 35-jähriger erfolgreicher Tätigkeit sein Amt als Vereinsvorsitzender und Mitglied im Kreisvorstand zur Verfügung. Er hatte viele Jahre den Verein mit Rat und Tat geführt und schließlich auch die langsame aber letztlich unausbleibliche Umwandlung des Vereins mit Herz und Sachverstand erfolgreich durchgeführt. Der Verein war nicht mehr ein reiner Männer-Verein mit Fach-Vorträgen über Obstbäume und dgl; die Frauen waren zunehmend mit einbezogen worden, wofür ihm ausdrücklich gedankt wurde.
Als neuer Vorsitzender wurde Friedel Stötzer einstimmig gewählt.
Eine neue Schaffens-Periode begann
Die Vereins-Tätigkeit wurde, wie nicht anders zu erwarten, im wesentlichen in der bekannten Weise fortgesetzt. Fachvorträge, Ausflüge, Besuche von Ausstellungen in Nah und Fern wechselten bis heute miteinander ab. Neue Probleme sind hinzugekommen, besonders die Frage nach einer Versicherung der Mitreisenden wurde aufgeworfen, Umwelt-Fragen wurden diskutiert, das Baum-Spritzen z. B. war zum Schutz vor gesundheitlichen Schäden (Vergiftungen) gesetzlich reglementiert worden. Dafür wurde jetzt auch über Gemüse und Spargel-Anbau diskutiert.Merklich zugenommen aber haben vor allem die Baum-Schneide-Kurse. Aber auch hier sind die Grenzen zutage getreten: viele Baum-Besitzer konnten oder wollten aus Sicherheitsgründen nicht mehr auf die Leiter steigen und mussten fachliche Hilfe in Anspruch nehmen. Dennoch – und vielleicht gerade deswegen – wurden zum Thema Obstbaum-Pflege nicht nur zahlreiche Vorträge gehalten, sondern auch praktische Vorführungen durchgeführt, die regen Zuspruch hatten.
In diesem Zusammenhang müssen zwei Ereignisse erwähnt werden, bei denen die enge Verbundenheit des Vereins mit Heimat und Naturschutz ganz besonders zum Ausdruck kommt:
So wurden im Verlauf der letzten 8 Jahre auf Initiative von Vereinsmitglied Günther Stapp und mit finanzieller Unterstützung der „Öffentlichen Hand“ von Vereinsmitgliedern des OGV in der sog. „Kurze Gewann“ (am Ortsrand/ Egelsbacher Weg) annähernd 100 junge Obstbäume gepflanzt sowie der Alters-Bestand durch Schnittmaßnahmen verjüngt. Hintergrund dieser Aktion war die Erhaltung des typisch Offenthaler „Streuobstwiesen-Charakters“.
Zusätzlich wurden in den Offenthaler Gemarkungen zwischen 1990 und 2005 noch 549 Bäume, sogenannte „Hochstämme", gepflanzt, die meisten davon auf Grundstücken von Vereins-Mitgliedern!
Eine andere, nicht minder spektakuläre, Aktion fand am 3. Januar 2000, von der Öffentlichkeit weitestgehend unbemerkt, statt: Aus Anlass der Jahrtausend- Wende pflanzten Mitglieder des OGV – in Abstimmung mit dem Staatl. Forstamt in Langen – an der Kreuzung Egelsbacher Weg/Philippseicher Trift den „Nussbaum 2000“ als Zeichen der Dankbarkeit und zum Ansporn für spätere Generationen. Nur vergleichsweise wenigen Menschen ist das Glück beschieden, ein solches Ereignis erleben zu dürfen und sich dessen bewusst zu sein! Und so standen bei allen Baum-Anpflanzungen – wenn auch unausgesprochen – stets die Worte des großen chinesischen Philosophen Konfuzius im Raum: Wer Bäume pflanzt, kann den Himmel gewinnen!
Die jährlichen Vereins-Ausflüge mit interessanten Themen wurden natürlich erfolgreich fortgesetzt und trugen nicht unwesentlich zur Intensivierung des Vereins-Lebens bei. So wurde u. a. die Chrysanthemen- Schau in Lahr im Schwarzwald besucht.
Die Frauen-Nachmittage finden immer noch regelmäßig abwechselnd in Dreieichenhain, Götzenhain und Offenthal statt.
Inzwischen hat sich die Aufgaben-Stellung des Vereins verändert, d. h. dem Trend der Zeit angepasst. Im Unter-Titel der Monatsschrift des Landesverbandes Hessen steht gleichwertig neben „Obstbau“ jetzt „Garten- und Landschaftspflege". Den traditionellen Garten früherer Tage gibt es fast gar nicht mehr; in vielen Gärten sieht man jetzt vermehrt „Garten-Anlagen“ mit gepflegtem Rasen. Gemüse, Salate, Tomaten und dgl. werden jetzt billiger und ohne körperliche Arbeit aus dem Super-Markt bezogen. Der Trend scheint sich unaufhaltsam fortzusetzen.
Die Vorgärten und vor allem die Balkone zieren immer häufiger Blumen und Sträucher aller Art, zum Teil angelegt mit professioneller Hilfe. Mit dazu beigetragen haben u. a. landes- und bundesweit ausgeschriebene „Wettbewerbe um das schönste Dorf“ usw. Mit einem weinenden und einem lachenden Auge muss man feststellen: Die Welt – auch der Obst- und Gartenbau – hat sich verändert. Jetzt gilt es, das Beste daraus zu machen!
Insgesamt ist die Leitung eines Vereins in den letzten Jahren erheblich schwieriger geworden, was letztlich dazu führt, dass nur noch wenige Männer oder Frauen bereit sind, ein solches Amt zu übernehmen.
Während die Vorsitzenden des Vereins jeweils über viele Jahre im Amt waren, wurden – verursacht durch freiwilliges Ausscheiden, Todesfälle oder Krankheit – verstärkt junge Kräfte in den Vorstand gewählt. So wurde z. B. in der Jahres-Hauptversammlung am 20. Februar 1986 Richard Neiß einstimmig zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt; er ist inzwischen von der Verbands-Versammlung zum Vorsitzenden des Kreisverbandes Offenbach gewählt worden.
Über eine weitere erfreuliche Ausnahme berichtet das Protokollbuch von der Jahres-Hauptversammlung vom 27. Februar 1998: Ute Osiander (33) war einstimmig zur Schriftführerin gewählt worden! Ihre Protokolle zu Vorstands-Sitzungen und Jahrs-Hauptversammlungen sind (nach dem bekannten Sprichwort mit den neuen Besen!) detaillierter und ausführlicher geworden. Es ist zu hoffen, dass sie noch viele Jahre diese wichtige Tätigkeit ausübt.
Last not least ist noch positiv festzuhalten, dass es Friedel Stötzer in seiner 25-jährigen Amtszeit als Vorsitzender gelungen ist, den Mitglieder-Stand – trotz des hohen Durchschnitts-Alters – durch Anwerbung junger neuer Mitglieder konstant zu halten. Die Zahl der Mitglieder im Jubiläums-Jahr soll deshalb nicht verschwiegen werden: sie beträgt 87 Personen, darunter 19 weibliche!
Heinz Hang, Dreieich-Offenthal